Verkehrs- und Dateninfrastruktur


 

Schienenwege

 

Das Schienennetz (2684 Kilometer, davon 327 Kilometer S-Bahn-Netz und 2357 Kilometer Regionalverkehrsnetz) ist eine Säule der Mobilität für Brandenburg und Berlin sowohl für den Personen- und Güterfernverkehr als auch für den SPNV. Neben den auf Berlin ausgerichteten Strecken erschließen Tangentialen im weiteren Metropolenraum zusätzliche Räume zwischen den Hauptachsen. Ein Gleichstrom-S-Bahnnetz verbindet die Hauptstadt mit dem Umland.

Für einen schnellen und zuverlässigen Schienenpersonennahverkehr ist ein qualitativ hochwertiges Streckennetz vorhanden. Von den 337 Regionalverkehrs- und S-Bahnstationen sind 305 bereits barriere- oder stufenfrei. Defizite bei der Infrastruktur bestehen dennoch: 2014 konnten 8 Prozent der Strecken nur mit verminderter Geschwindigkeit befahren werden (2013: 10,5). Bei den Regionalstrecken waren es 11 Prozent (2013: 13 Prozent).1

Die zentrale verkehrliche Funktion der Hauptstadtregion führt immer wieder zu Trassenkonflikten zwischen dem Schienenpersonenfernverkehr, dem Schienengüter- und Schienenpersonennahverkehr. Die Beseitigung dieser Engpässe wurde vom Land für den Bundesverkehrswegeplan 2030 angemeldet.

Zentrale Bedeutung für das Mobilitätsmanagement hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Er ist auf die Fläche bezogen der größte Verkehrsverbund Europas und bietet im gesamten Land Brandenburg und in Berlin vertaktete Verbindungen mit einheitlichen Tarifen an.

 

Abbildung 2: Schieneninfrastruktur in Brandenburg, Quelle MIL 2015

 

 

Straßen

 

Brandenburg hat rund 800 Kilometer Autobahnen (mit 1.010 Brückenbauwerken), 2.850 Kilometer Bundesstraßen (mit 745 Brückenbauwerken), 5.800 Kilometer Landesstraßen (mit 740 Brückenbauwerken) und rund 3.000 Kilometer Kreisstraßen. Das ist ein grundsätzlich ausreichend dichtes klassifiziertes Straßennetz zur Erschließung sowohl des Berliner Umlandes als auch des weiteren Metropolenraumes.

Das Straßennetzkonzept beinhaltet drei Netzkategorien:

  • Das Leistungsnetz, mit den Autobahnen und einem Teil des Bundesstraßennetzes mit hoher verkehrlicher Bedeutung (rund 1.500 Kilometer)
  • das Grundnetz, mit den weiteren Bundesstraßen und verkehrswichtigen Landesstraßen (rund 5.000 Kilometer, davon rund 2.900 Kilometer Landesstraßen)
  • das Grüne Netz, mit den Landesstraßen, die nicht zum Grundnetz gehören (rund 2.900 Kilometer).

Auf dem 1.500 Kilometer umfassenden Leistungsnetz werden 57 Prozent der Verkehrsleistung des klassifizierten Straßennetzes erbracht. Weitere 35 Prozent der Straßenverkehrsleistung werden über das ca. 5.000 Kilometer lange Grundnetz abgewickelt und nur jeweils 4 Prozent der Verkehrsleistung tragen das Grüne Netz der Landesstraßen und das Kreisstraßennetz. Rund 2000 Kilometer Landesstraßen entsprechen nicht der Funktion einer Landesstraße.

Die nachfolgende Abbildung zeigt das Straßenverkehrsnetz in Brandenburg in den drei beschriebenen Kategorien.

 

Abbildung 3: Straßenverkehrsnetz Brandenburg: Leistungsnetz, Grundnetz, Grünes Netz, Quelle: MIL 2016

 

Die umfangreichen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur seit 1991 haben besonders bei den Bundesfernstraßen zu einem heute guten Ausbaustandard geführt. Die noch bestehenden Engpässe im Netz sind in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen worden.

Dem stehen aber nach wie vor Defizite besonders im Netz der Landesstraßen gegenüber, deren gegenwärtiger Unterhaltungs- und Ausbauzustand in Teilen unbefriedigend ist. So befinden sich rund 39 Prozent des Grundnetzes und rund 46 Prozent des Grünen Netzes in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand.

 

 

 

Verkehrssicherheit

 

Brandenburg hat das Ziel der Europäischen Union erreicht, die Zahl der Verkehrstoten von 2000 bis 2010 zu halbieren. Das Verkehrssicherheitsprogramm 2024 folgt dem Leitbild der „Vision Zero“ mit dem Ziel, Straßen und Verkehrsmittel so sicher zu gestalten, dass keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr zu beklagen sind. Der Philosophie der „Vision Zero“ liegt zugrunde, sich nicht mit einer scheinbar hinnehmbaren Quote an tödlichen Unfällen und Schwerverletzten abfinden zu wollen. Die Zahl der Verkehrstoten sank von 931 im Jahr 1991 auf zuletzt 179 im Jahr 2015. Besonders problematisch bleiben weiterhin die Baumunfälle. Das Land gehört mit 73 Verkehrstoten je eine Million Einwohner nach wie vor zu den Schlusslichtern in der Unfallstatistik.

 

Abbildung 4: Zahl der Verkehrstoten in Brandenburg 1979-2015, Quelle: MIL 2016

 

 

Radwege

 

Brandenburg hat in den Radverkehr stark investiert und sich mit einem Radverkehrsanteil von 13 Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen zu einem echten Fahrradland entwickelt. Seit 1995 wurden rund 215 Millionen Euro in Radwege an Bundes- und Landesstraßen investiert. Von der Förderung des Landes in den kommunalen Straßenbau entfielen seit 1991 41 Millionen Euro auf den Radwegebau und rund 140 Millionen Euro auf den Bau von Geh- und Radwegen an kommunalen Straßen. Das Land hat aufgrund seiner Topografie, der demografischen Entwicklung und der durchschnittlichen Entfernung zu Alltagszielen ein großes Potenzial zur Nutzung des Fahrrades. Das gilt sowohl für den Alltagsradverkehr als auch für den touristischen Radverkehr. Der Fahrradtourismus hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. In Brandenburg gibt es rund 7000 Kilometer regionale und überregionale touristische Radrouten-Trassen, auf denen rund 12.000 Kilometer verschiedener Radrouten verlaufen.

Insgesamt stehen aktuell rund 2000 Kilometer straßenbegleitende Radwege an Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg zur Verfügung. Mittlerweile ist rund die Hälfte aller Außerortsradwege an Bundes- und Landesstraßen älter als 15 Jahre. Ähnliches gilt auch für die geförderten touristische Radwegen. Die Erhaltungskosten werden daher in der Zukunft ansteigen und bis zu 50 Prozent des Budgets ausmachen. Das begrenzt die Möglichkeiten für Neubauvorhaben.

 

 

 

Wasserstraßen

 

Eine entlastende Funktion im Güterverkehr haben die Wasserstraßen an Oder, Spree, Havel und Elbe mit ihren Kanälen, um Verkehr von der Straße zu verlagern. Brandenburg verfügt über 10 öffentliche Häfen und ein Gesamtnetz schiffbarer Gewässer von 1.500 Kilometer Länge, davon 950 Kilometer Bundeswasserstraßen, von denen wiederum 200 Kilometer zum TEN-V-Kern-Netz gehören. Von geringerer Bedeutung für den Güterverkehr sind die Landesgewässer, sie werden im Wesentlichen für touristische Zwecke, den Wassersport und die Fahrgastschifffahrt genutzt. Die bisherigen Investitionen des Bundes in die Brandenburger Bundeswasserstraßen und der Neubau des Schiffshebewerkes Niederfinow verbessern die Bedingungen für den Güterverkehr mit dem Binnenschiff. Mit der Eröffnung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg als größtem Teilprojekt des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17 können die Binnenhäfen in Brandenburg und Berlin auf dem Wasserweg von den deutschen Seehäfen und aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet direkt mit Großmotorgüterschiffen unabhängig von Wasserstand mit einer Abladetiefe bis zu 2,50 Meter erreicht werden. Allerdings sind im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 mehrere Wasserstraßen in Kategorien eingeordnet, die keine oder zu späte Investitionen erwarten lassen. Die Landesregierung fordert eine Änderung der Kategorisierungen, um schneller Investitionen zu ermöglichen. Dies ist strukturpolitisch notwendig, um Engpässe auch bei Schleusen zu beseitigen. Nur dann können die Wasserstraßen beim Güterverkehr die Straße entlasten.

 

 

Luftverkehr

 

Der Luftverkehrsanschluss für den nationalen und internationalen Linien- und Pauschalflugreiseverkehr in Berlin und Brandenburg konzentriert sich von ehemals drei Standorten in Zukunft auf den ausgebauten Flughafen Berlin-Schönefeld, den Flughafen Berlin Brandenburg (BER). Nach der Inbetriebnahme des BER wird der Flughafen Berlin-Tegel geschlossen, der Flughafen Berlin-Tempelhof wird bereits anders genutzt. Aufgrund des stetig steigenden Passagieraufkommens wird aktuell mit einer Eröffnungskapazität des BER von 33,5 Millionen Passagieren pro Jahr gerechnet. Für das Jahr 2030 wird von einem Passagieraufkommen von 46,8 Millionen ausgegangen. Eine enge räumliche Beziehung des Flughafens zum Aufkommensschwerpunkt Berlin mit kurzen Zugangswegen, eingebunden in das vorhandene Verkehrssystem auf Straße und Schiene, ist vorhanden. Für die allgemeine Luftfahrt sind ergänzend regionale Flugplätze vorhanden. Aktuell gibt es 11 Verkehrslandeplätze, 28 Sonderlandeplätze und vier Segelfluggelände.

 

 

Dateninfrastruktur


Eine leistungsfähige Dateninfrastruktur wird immer wichtiger. Leistungsfähige und im ganzen Land verfügbare Internetverbindungen sind daher auch ein Thema für die Mobilität bei der Erreichbarkeit von Dienstleistungsangeboten, für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Räume. Dies ist im Hinblick auf die Chancen von großer Bedeutung, die sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Wirtschaft (Wirtschaft 4.0) ergeben. Eine ausreichende Versorgung mit modernem Breitbandzugang ist heute ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Wohnsitzes oder des Standortes für Unternehmen.

Die bisherige Breitbandversorgung ländlicher Wohn- und Arbeitsstandorte weist Lücken auf, die geschlossen werden müssen. Die Landesregierung hat sich deshalb bereits im Jahr 2012 dazu entschlossen, die Errichtung einer glasfaserbasierten Breitbandinfrastruktur auf der Grundlage des Landesprogramms „Brandenburg Glasfaser 2020“ zu fördern.

Nach der vollständigen Umsetzung des Programms werden von den 1,184 Millionen Haushalten in Brandenburg insgesamt 720.000 Haushalte die technische Möglichkeit haben, auf Geschwindigkeiten von über 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zurückzugreifen. Dies entspricht einem Versorgungsgrad von rund 60 Prozent. Die Anzahl der Haushalte mit einer Versorgung von mehr als 50 Mbit/s konnte innerhalb von drei Jahren von knapp 30 Prozent auf rund 60 Prozent verdoppelt werden.