Demografische Entwicklung
In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird sich die Bevölkerungsstruktur in Deutschland weiter verändern. Die Menschen in Deutschland werden älter, mit jeder Generation werden weniger Kinder geboren und die Gesellschaft wird internationaler. Der demografische Wandel stellt die Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität vor große Herausforderungen, da sie sowohl auf Wachstums- als auch auf Schrumpfungsprozesse reagieren muss. Für Brandenburg wird bis zum Jahr 2040 gegenüber 2013 ein Rückgang der Bevölkerung um ca. 282 000 Menschen(11,5 Prozent) auf einen Stand von 2,17 Millionen Einwohnern prognostiziert.4 Trotz ansteigender Bevölkerungszahlen in den 1990er Jahren durch den Ausgleich der Geburtendefizite durch Wanderungsgewinne, können diese Wanderungsgewinne jedoch langfristig das Geburtendefizit nicht kompensieren.
Für den zukünftigen Bevölkerungsaufbau in Brandenburg bedeutet das einen Anstieg der Zahl der alten Menschen und Rückgang der jungen Menschen, also der potentiellen Mütter und Väter. So wird für die Zahl der jungen Frauen einen Rückgang von 362 000 im Jahr 2013 auf 277 000 im Jahr 2040 prognostiziert. Dies hat zur Folge, das bis 2030 trotz konstanter Geburtenraten die jährliche Zahl der geborenen Kinder im Land um fast ein Drittel von 18 400 auf 12 800 sinkt.
Der demografische Wandel stellt die Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität vor große Herausforderungen. Dies wird dadurch verstärkt, dass sich diese Entwicklungen nicht räumlich gleichmäßig vollziehen, sondern besonders zwischen dem Berliner Umland und dem weiteren Metropolenraum große Unterschiede zu erkennen sind.
Abbildung 5: Bevölkerungsentwicklung Quelle: Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg 2014 – 2040, hrsg. vom Amt für Statistik 2015
In der aktuellen Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg von 2015 wird davon ausgegangen, dass innerhalb des Berliner Umlandes zwar bis 2027 ein moderater, aber kontinuierlicher Zuwachs der Bevölkerung durch Wanderungsgewinne vornehmlich aus Berlin stattfindet. Danach wird ein konstanter Bevölkerungsstand prognostiziert, da die Zuwanderungen vor allem aus Berlin das Geburtendefizit ausgleichen werden. Insgesamt wird bis zum Jahr 2040 von einem Zuwachs um 6,2 Prozent ausgegangen.
Im weiteren Metropolenraum hält dagegen der Bevölkerungsrückgang an. Er wird sich zunehmend verschärfen, wenn die nur noch dünn besetzten Altersjahrgänge, die nach der Wende geboren wurden, in die Familienbildungsphase kommen und weniger Nachwuchs als die Jahrgänge zuvor haben werden.
Hier wird von einem starken Bevölkerungsrückgang um rund 339 000 Personen (22,1 Prozent) bis 2040 ausgegangen, der ausschließlich aus dem Geburtendefizit resultiert, da geringe Wanderungsgewinne gegenüber dem Ausland angenommen werden. Ob in Zukunft Flüchtlingsströme Auswirkungen auf die dauerhafte Zuwanderung und die Mobilität haben werden, kann an dieser Stelle noch nicht seriös abgeschätzt werden.
Im Ergebnis verschieben sich die Bevölkerungsproportionen zwischen den beiden Analyseräumen zugunsten des Berliner Umlandes. Der Anteil der hier wohnenden Brandenburger an der Landesbevölkerung steigt von 37 auf 42 Prozent im Jahr 2030 und 45 Prozent im Jahr 2040 an, obwohl das Berliner Umland nur einen Anteil von 10 Prozent an der Gesamtfläche des Landes einnimmt.
Im Gegensatz hierzu sinkt der Anteil der Einwohner im weiteren Metropolenraum an der Gesamtbevölkerung von 63 auf voraussichtlich 58 Prozent im Jahr 2030 bzw. 55 Prozent im Jahr 2040 ab.
Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung, Quelle: Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg 2014 – 2040, hrsg. vom Amt für Statistik 2015
Die Veränderung der Bevölkerungszahl und –struktur aber besonders die räumliche Differenzierung hat weit reichende Konsequenzen für praktisch alle Lebens-, Wirtschafts- und Politikbereiche und stellt besondere Anforderungen an eine bedarfsgerechte Mobilität, auch beim Thema Barrierefreiheit. Die Zahl der Menschen mit Mobilitätseinschränkungen wird zunehmen.
Im Berliner Umland gilt es, die Mobilität von ungefähr einer Million Menschen räumlich auf einer Fläche von lediglich 10 Prozent des Landes zu sichern. Im weiteren, dünner besiedelten Metropolenraum muss die Mobilität der wachsenden Zahl älterer und damit perspektivisch mobilitätseingeschränkter Menschen über weite Strecken organisiert werden. Der Rückgang der Geburten hat zudem negative Auswirkungen auf den Schülerverkehr. Dies wird besonders diejenigen Landkreise und kreisfreien Städte vor besondere Herausforderungen stellen, die den übrigen ÖPNV als die hierfür zuständigen Aufgabenträger hauptsächlich über den Schülerverkehr organisieren.
Abbildung 7: Die bundesweit einzigartige demografische Situation der Hauptstadtregion. (blau= Schrumpfung, gelb/rot = Wachstum, Quelle: BBR Prognose 2005-2025
Während also im Ballungsraum die Mobilitätsressourcen knapper werden, steht in den ländlichen Regionen die Frage im Raum, wie Mobilität hier für immer weniger Menschen mit zum Teil längeren Wegstrecken gesichert werden kann. Diese demografische Situation der Hauptstadtregion ist in ihrer stark auseinander strebenden Entwicklung bundesweit einzigartig und erfordert daher differenzierte und zu den auseinanderstrebenden Trends passende Lösungen.