Wirtschaft und Wirtschaftsverkehr
Die Entwicklung Brandenburgs und Berlins zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft setzt sich unverändert weiter fort. Heute arbeiten in der Hauptstadtregion bereits 83 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich, während es im produzierenden Gewerbe einschließlich Bauwirtschaft 16 Prozent sind. In der Landwirtschaft ist nur noch ein Prozent der Beschäftigten tätig. Gleichzeitig bleibt eine industrielle Fertigung, besonders im hochinnovativen Bereich, unverzichtbarer Anker einer technologie- und wissensbasierten wirtschaftlichen Entwicklung. Berlin ist der Wirtschaftsmotor für die gesamte Hauptstadtregion.
Das Wirtschaftswachstum blieb nach dem starken Jahr 2010 (+2,8 Prozent) in den folgenden drei Jahren moderat (2011: +0,8 Prozent; 2012: +0,5 Prozent; 2013: +0,9 Prozent). 2014 zog das Wirtschaftswachstum wieder spürbar an (+1,6 Prozent) und beschleunigte sich 2015 weiter (+2,7 Prozent). Dieser Anstieg lag deutlich über dem Durchschnitt der ostdeutschen Flächenländer.
Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist stetig gestiegen. 2006 waren in der Hauptstadtregion 1,74 Millionen Menschen beschäftigt, 2015 waren es 2,10 Millionen Menschen, eine Steigerung um fast 400.000. Die jährliche Steigerungsrate seit 2006 lag jeweils zwischen 0,7 und 2,8 Prozent.5
Die weltweite Vernetzung wirtschaftlicher Austauschprozesse sowie die damit einher gehende Internationalisierung und zunehmende Arbeitsteilung besonders im geeinten Europa ist eine Chance für die Entwicklung der Hauptstadtregion. Sie lässt neue Märkte, neue Berufe und neue Arbeitsplätze entstehen. Brandenburg konzentriert sich in der Wirtschaftsförderung auf neun besonders wachstumsstarke Cluster: Die fünf mit Berlin länderübergreifend auf gestellten Cluster Energietechnik, Gesundheitswirtschaft, IKT/Medien- und Kreativwirtschaft, Verkehr/Mobilität/Logistik und Optik sowie die vier Brandenburger Landescluster Ernährungswirtschaft, Kunststoffe/Chemie, Metall und Tourismuswirtschaft.
Wirtschaftsverkehr
Wirtschaftsverkehr und Warenaustausch sind Voraussetzung für wirtschaftliche Tätigkeit und die Versorgung der Menschen. Der Wirtschaftsverkehr in Brandenburg hat mit seinem langfristigen und stabilen Anteil von circa 30 Prozent am Gesamtverkehr eine hohe Bedeutung auch für die Versorgung Berlins. Mit einem Anteil von über 87 Prozent spielt der Straßengüterverkehr im Land Brandenburg weiterhin die dominante Rolle. Der Anteil des Schienengüterverkehrs liegt bei rund 15 Prozent und entspricht in etwa dem Modal Split bundesweit. Mit Binnenschiffen werden rund 1,5 Prozent aller Gütermengen (Versand/Empfang Land Brandenburg) transportiert.
Brandenburg bietet hervorragende Voraussetzungen für den Güterverkehr. Zu den größten Vorteilen Brandenburgs gehören neben der Einbindung in die transeuropäischen Verkehrsnetze mit guter Anbindung an die Seehäfen und Osteuropa auch die hohe Dichte von Logistikknoten und im europäischen Maßstab erfolgreiche Güterverkehrszentren für den intermodalen Verkehr mit einem guten Angebot an Gewerbeflächen.
Die Güterverkehrsbeziehungen sind stark auf die direkt benachbarten Länder und besonders auf die Versorgung Berlins und auf den Seehafen Hamburg ausgerichtet. Im Austausch mit Hamburg hat der Schienenverkehr eine hohe Bedeutung, im Verkehr mit Nordrhein-Westfalen sowie im Versand nach Berlin spielt der Binnenschiffsverkehr eine wichtige Rolle.
In der folgenden Abbildung sind die derzeit verfügbaren Logistikstandorte im Land Brandenburg und auch die Netze der Verkehrsträger dargestellt.
Abbildung 8: Logistikstandorte in Brandenburg, Quelle, MIL 2016
Die Bundesregierung erwartet bis zum Jahr 2030 eine deutliche Zunahme des Güterverkehrs.6 Im Vergleich zu 2010 wird die Transportleistung bundesweit um rund 38 Prozent ansteigen. Hiervon betroffen sind vor allem die Transporte auf Straße und Schiene. Bei der Betrachtung des Güterverkehrs für die verschiedenen Verkehrsträger (Straße, Schiene, Binnenwasserstraße) zeigt die Prognose eine deutlich überproportionale Zunahme des Kombinierten Verkehrs. Dies wird die logistischen Knoten in Brandenburg stärken.
Die Bundesprognose differenziert zwischen den einzelnen Güterverkehrsbeziehungen „Regionaler Güterverkehr“, „Ein- und ausströmender Güterfernverkehr“ und „Güterfernverkehr im Transit“
Regionaler Güterverkehr
Der regionale Güterverkehr umfasst die Transporte mit Quelle und Ziel in Brandenburg. Dieser Verkehr wird überwiegend auf der Straße geleistet und umfasst Lieferverkehre und Baustellenverkehre mit geringer durchschnittlicher Transportweite. Für den regionalen Güterverkehr im Jahr 2030 wird eine viel stärkere Ausrichtung auf die Paketdienste durch den Sektor eCommerce angenommen. Dieses Segment ist bereits im vergangenen Jahrzehnt der am schnellsten wachsende Teil gewesen und erreicht bereits jetzt in Ballungsgebieten einen Anteil von 40 Prozent am Verkehrsaufkommen des Güterverkehrs. Bisher ist noch nicht eindeutig belegt, ob der Onlinehandel im Saldo zu mehr oder weniger Verkehr führt.
Ein- und ausströmender Güterfernverkehr
Dieser Transportverkehr betrifft Waren, die von außen in die Region kommen oder aus der Region heraustransportiert werden. Einströmende Güterverkehre dominieren diesen Sektor. Der Transportverkehr für Industrie und Produktion hat sich nach einem Rückgang in den vergangenen Jahrzehnten zwischenzeitlich stabilisiert. Eine Zunahme ist nicht zu erwarten. Auch die Verkehrsmenge der ein- und ausströmenden Güterfernverkehre wird sich kaum verändern.
Güterfernverkehr im Transit
Nach der Prognose des Bundes wächst der grenzüberschreitende Güterverkehr überproportional und davon der Transitverkehr am stärksten. Den dominanten Teil der Verkehrsleistung auf der Straße stellen die Sattelzugverkehre mit rund 85 Prozent der Straßengüterverkehrsleistung dar. Es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2030 noch steigt. Der Transitgüterverkehr hat Wertschöpfungspotenzial für die Region.